Januar 2012

Dienstag, 31.1.2012 um 11.42h

 

Kämpfe gegen die Nebenwirkungen der Chemo an. Liege seit gestern fest. Schwindel, Übelkeit, Knochenschmerzen, Schwitzen, Angst und Zittern. Das volle Programm. Hoffe, dass es morgen wieder besser ist.

 

 


Sonntag, 29.1.2012 um 1.16h

 

Schlaflos. Gedankenkino. Was einem so alles durch den Kopf gehen kann. Und immer wieder die Frage:

Warum? Endlich angekommen und schon muss ich wieder gehen. Beginne das Leben als ungerecht anzusehen. Ich wollte doch mit Franz alt werden, uralt und nicht mit Mitte 50 sterben müssen. Jetzt heule ich doch schon wieder. Eigentlich müssten meine Augen ausgetrocknet sein, soviel habe ich in den letzten Wochen geweint.

Jan hat diese Woche zu mir gesagt : Ich würde mich zu einem Putzteufel entwickeln und mich immer mehr von der Aussenwelt abkapseln. Ich sollte mehr unter Menschen gehen. Mich nervt aber diese ewige Fragerei: Wie geht es dir? Wie soll es mir schon gehen? Bescheiden. Ich fühle mich nicht krank, bin nur etwas schwächer geworden. Kann nicht mehr so viel tun, wie noch vor einem halben Jahr. Muss immer wieder Pausen einlegen. Nur nach der Chemo geht es mir beschissen und führt mir damit vor Augen wie krank ich eigentlich bin. 

 

 

Wow, habe gerade mal nachgesehen wieviele Besuche meine Homepage bis jetzt hatte: vom 3. Januar bis dato waren es 3851 Besuche aus 14 Ländern.

 

 


 


Samstag, 28.01.2012 um 13.14h

 

Der 4. Zyklus ist gestern gelaufen.

Nachdem ich gestern morgen mit Pauken und Trompeten verschlafen habe, sollte um 7 Uhr in der Uniklinik sein und bin um 6.43h wachgeworden, konnte der Tag nur so weitergehen. Um 9 Uhr zum CT, das aber wieder abgesagt wurde, weil am 12. Januar erst eine CT gelaufen ist und sich in 14 Tagen nicht allzuviel ändert.

Bekam gestern mal beizeiten ein Bett und habe den ganzen Tag geschlafen. Der Port musste drei mal angestochen werden, bis die Nadel richtig saß. Hab dann sogar die kpl. Chemo verschlafen. 

Heute morgen ging es nach Hause und ich warte jetzt der Dinge die unweigerlich in den nächsten Tagen eintreten werden. 

 


Donnertag, 26.01.2012 um 4.10h

 

Ich habe mich entschlossen morgen zur Chemo zu gehen. Scheiss auf die Nebenwirkungen. Habe schon so viel in den letzten Jahren geschafft, dann werde ich auch das schaffen. "SAM" du hast in den letzten Tagen versucht mich klein zu kriegen, aber ich bin stärker als du. Ich will und werde dich vernichten mit all den Mitteln die mir zur Verfügung stehen.

 

Ich war in den letzten Tagen so voller Angst und Zweifel, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Heute Nacht ist mir bewusst geworden, dass es sich lohnt zu kämpfen. Mich nicht unterkriegen zu lassen, denn es gibt Menschen die mich lieben und noch brauchen. 

 

Jan hat am Dienstag zu mir gesagt: Und du willst mit deinem Tagebuch anderen Menschen Mut machen und ziehst selber den Schwanz ein? 

Nein, ich werde weitermachen und kämpfen. 

Konny wäre nicht Konny, wenn sie das nicht schaffen würde...........

 

20.36 h

 

Tasche mal wieder gepackt. Morgen früh um 6 Uhr geht es los. Hab vor lauter Überlegen die Einweisung vom Hausarzt vergessen. Muss sie dann halt nächste Woche nachreichen. Ich habe Angst vor der Chemo, weil ich mittlerweile weiss was spätestens ab Sonntag auf mich zukommt. Wenn ich wieder diese wahnsinnigen Knochenschmerzen bekommen sollte, werde ich dieses Mal nicht so lange mit der Schmerzmedikation warten sondern gleich was einnehmen und nicht wieder versuchen die Mutige zu sein. 

 

Habe mir heute nachmittag Porzellanfarben gekauft und versuche mit meinen bescheidenen Malkünsten ganz individuelle Tassen zu zaubern. 

 

Ich bedanke mich bei Euch allen, für die vielen Mail`s in denen ihr mir  Mut zugesprochen habt und vor allem sage ich meinem Schatz, der all meine Launen und mein Jammern ertragen muss, DANKE.  Ich liebe dich

 


Mittwoch, den 25.01.2012

 

Alle sagen zu mir: du hast es mir versprochen. Das kann schon sein, da wusste ich aber auch noch nicht was auf mich zukommt. Wusste nichts von den Schmerzen und wie weit "SAM" sich schon ausgebreitet hatte.

Ich wünsche mir einen einzigen schmerzfreien Tag.

Einen Tag ohne Schwitzen und Schwäche.

Einen Tag ohne Schmerzmittel, damit ich endlich mal wieder klar denken kann. Einen Tag ohne das Gefühl haben zu müssen: ich muss stark sein. Ich bin nicht stark. Ich habe Angst. Gottverdammte Angst. 

Einen Tag nicht das Gefühl haben zu müssen: Ich belaste alle mit meiner Krankheit.

Ich weiss nicht ob ich mein Versprechen halten kann, das müsst ihr akzeptieren. Also fragt mich bitte nicht immer: Versprichst du es mir? 

Franz, du weisst das ich eine Patientenverfügung habe. Auch du hast mir versprochen dich daran zu halten. So wie du gestern reagiert hast, ist mir klar geworden, dass du dich nicht daran halten wirst. Wir müssen reden. So schwer es auch ist. 

Wir wollten doch mal fliegen:

http://www.youtube.com/watch?v=re5qlOvG6ug

 


 


Dienstag, 24.01.2012 um 16.42h

 


Hab heute morgen den Labortermin sausen lassen. Wollte einfach nicht. Ich bin auch noch am zweifeln ob ich am Freitag zur Chemo gehe. Habe Angst vor den Nebenwirkungen, die wohl oder übel nächste Woche wieder zu erwarten sind. 

Franz hat heute morgen schon um 7 Uhr Jan angerufen und ihn auf mich gehetzt. Er sollte mich umstimmen. Ich habe euch von Anfang an gesagt ich bestimme wann Schluss ist. Ihr habt mir versprochen meine Entscheidung zu akzeptieren. 

Lasst mich einfach ein paar Tage darüber nachdenken. Vielleicht sehe ich es morgen schon wieder mit ganz anderen Augen. 

 

 


Montag, 23.01.2012 um 11.55h

 

Ich frage mich warum ich das alles mache. Seit fast einem Jahr Schmerzen. Jetzt auch noch die Nebenwirkungen der Chemo, die mich zwischen 8 und 10 Tagen ausser Gefecht setzen. Habe jetzt schon wieder Angst vor Freitag, weil ich genau weiß was auf mich zukommt. Lohnt sich das alles? Seh im Moment keinen Grund weiterzumachen. Heilung ist nicht. Ich will auch nicht irgendwann von anderen ahängig sein, mich nicht mehr selbst versorgen können. Zwangsläufig wird es aber dazu kommen. 

 

 

Sonntag, 22.01.2012 um 10.32h

 

Heute ist Wellness angesagt. Wir fahren jetzt in die Sauna. Werde den Tag mit Lesen und Faulenzen verbringen. Einfach mal abschalten und geniessen. Selbst in die Sauna gehen ist leider nicht. "SAM" mag die feuchtheisse Luft nicht. Er bringt mich dann zum Husten ohne Ende. 

Aber faulenzen und abschalten ist auch was Schönes.

 

Bin gestern abend auf der Couch eingeschlafen. Hab geschlafen wie ein Toter bis heute morgen um halb sieben. Völlig traumlos. 

 

14.30h

Ein Satz mit X:  War wohl nix.

Wellness pur? Weil ich mich in der Sauna geweigert habe mein T-Shirt auszuziehen und stattdessen einen Bademantel des Hauses zu tragen wurden wir der Sauna verwiesen. Es würde gegen die Hausordnung verstossen und es könnten sich andere Gäste durch das Tragen eines T-Shirts gestört fühlen. Also Trewa Sauna in Rehlingen kann ich nur wärmstens weiterempfehlen, aber nur nackt oder mit Bademantel. T-Shirt--verboten . 

 

22.03h

Philipp und Jasmin waren zum Kaffee und Abendessen da. Es war alles schön bis SIE wieder ins Spiel kam. Warum muss eine Person nur alles kaputt machen. Alles was sie nicht haben kann, muss sie zerstören. Selbst nichts in den Griff bekommen, aber immer anderen die Schuld daran geben.

Tritt mit den Füssen unter die Geschenke für die Kinder, die der Pate gebracht hat. Aber Schuld haben, mal wieder, wie immer nur die Anderen. Nur nicht die eigene Unzulänglichkeit zugeben. Den eigenen Kindern die Kindheit nehmen, weil DU angeblich keine hattest. Weil alle Anderen eine heile Familie spielen und nur DU Ahnung hast? DU willst kein Mitläufer sein? Was bist DU denn? Hast in deinem ganzen Leben noch nichts auf die Beine gestellt und willst anderen sagen wie sie zu leben haben. Bring erst einmal DEIN ganzes verkorkstes Leben in Ordnung bevor DU über andere urteilst. Und hör endlich auf uns ALLE für DEINE Fehler verantwortlich zu machen. Das ist das einzige was du gut kannst: Zerstören und jeden Anderen für deine Fehler verantwortlich machen...........

 

Samstag, 21.01.2012 um 3.34h

 

Bin jetzt schon seit kurz nach 1h wach. Husten, husten und nochmal husten. Und dann diese Kopfschmerzen, machen dich wahnsinnig.

Hab ein paar Tassen bemalt. Sieht richtig schön aus.

 

Unser Mieter treibt mich in den Wahnsinn. Treppauf, Treppab. Tür auf, Tür zu. Die Türen scheinen alle keine Griffe zu haben. Dann steht die Haustür mitten in der Nacht offen, man muss ja vor der Tür diskutieren. Haustür einfach zugemacht.  Hab die Faxen. Man meint dort oben wohnt eine Herde Elefanten. Das ist jetzt das zweite Wochenende mit Party. So geht es nicht weiter. Irgendwann ist Schluß.

Versuche jetzt ein bisschen zu schlafen. Sonst schaff ich morgen den Tag nicht.

 

10.47h

 

Ich wundere mich über die Dreistigkeit einer einzelnen Person. Erst 5 Wochen gar nicht melden und dann anrufen um zu fragen ob Franz sie nach Saarbrücken fahren würde. Bitte schön, es gibt Busse und Bahnen die regelmäßig fahren. Aber das ist ja mit Arbeit verbunden. Aber von Nix kommt nix. 

Irgendwann ist Schluß mit lustig. Wir haben beide keine Lust mehr, nur noch für einzelne Personen zu existieren, wenn was benötigt wird. 

 

Mein Gott, was bin ich heute wieder gemein. Aber Gemeinheit ist auch Eigenschutz. 



Freitag, 20.01.2012 um 20.37h

 


Heute morgen waren Jan und Sarah zum verspäteten 2ten Frühstück da. Wie in alten Zeiten. Viel gelacht und getratscht. Jan und Franz wollen zum Idoorkart fahren und haben schon Wetten abgeschlossen wer schneller ist. Je oller - je doller. Werde alles filmen und bei Youtube einstellen, damit die Nachwelt auch was davon hat :-)

Später kam Mama noch dazu. Um den Tag abzurunden noch zum shopen in die Stadt. Hier ne Kleinigkeit und da ne Kleinigkeit gekauft. Alles Zeug was Frau eigentlich gar nicht braucht :-), aber unbedingt haben muss. So sind wir eben.


Laborwerte abgerufen. Leukos im Normbereich, aber Thrombos nur bei 97. Hab ja noch eine Woche bis zum 4. Zyklus. "SAM" zeigt mir zwischendurch immer wieder, dass er auch noch da ist. Lässt mich husten bis zum würgen. 

 

Donnerstag, 19.1.2012 um 10.00 h

 

Gestern hatte ich so starke Rücken- und Knochenschmerzen, dass ich das erste Mal Oxygesic 10mg akut eingenommen habe. Glaubt mir nur Fliegen kann schöner sein. Ich kam mir vor, als wenn ich 10 cm über dem Boden schweben würde. Aber keine Schmerzen mehr oder sie waren mir egal. Keine Ahnung. Ein schönes Leck mich am A.........Gefühl. 

 

Wünsche mir, dass das alles ein Ende hat.

Wünsche mir mein altes Leben zurück.

Wünsche mir ein Wunder.

Wünsche mir, dass ich "SAM" bezwingen kann.

Wünsche mir die Kraft das alles zu schaffen.

Wünsche mir 5 Jahre.

 

So viele Wünsche. Wenn nur ein Teil davon in Erfüllung geht bin ich zufrieden.

 

 

15.20h

 

Freue mich auf den Besuch einer Freundin aus Kindertagen. Zusammen aufgewachsen, jahrelang nicht gesehen und jetzt wohnt sie nur 3 Häuser weiter. 

 

20.09 h

 

Bin traurig. Helga hat gegen halb sieben angerufen und uns gesagt, dass sie eine starke Erkältung hat. Das heisst für uns: Am Wochenende müssen wir zu Hause bleiben. Meine Leukos sind nur knapp um die 2.000 und eine Erkältung kann ich mir z. Zt. nicht erlauben. Vielleicht können wir im Februar alles nachholen. 

 

So, hab meine Tassen beschriftet:

 

私のお尻にキスする   (ړײ) 


 


 


Mittwoch, 18.01.2012 um 9.57

 

Mein Gott, ich bin einfach nicht mehr belastbar. Glasvitrine aus- und abgewaschen und schon bist du alle. Fix und alle. Schmerzen und ausser Atem. Immer wieder Pausen zwischendurch und abends fragst du dich dann: Was hab ich heute getan?? 

 

Ich frag mich sowieso: Wer wohnt ausser uns beiden hier noch? Zwei Personen können doch nicht einen solchen Staub verursachen.

 

Ich ekel mich so vor den Tabletten, die ich tagtäglich einnehmen muss. Morgens 10 und abends 8 Tabletten. Irgendeine vertrage ich nicht. Muss ab morgen täglich eine Andere weglassen um zu sehen welche es ist. Mir wird 30 - 45 Minuten nach Einnahme regelmäßig kotzübel. 

 

Wenn ich mir meinen Eintrag so durchlese, denke ich: was schreibst du nur für ein Durcheinander. Von Arschbacken auf Kuchen backen. Keine klaren Gedanken. 

 


Dienstag, 17.01.2012 um 9.02h

 

"SAM" hört sich heute morgen an, als würde er aus dem letzten Loch pfeifen und mir treibt es die Tränen in die Augen. Habe Halsschmerzen und kalt. 

Nachdem nun auch mein Darm, durch das Morphin, Probleme hat richtig zu arbeiten, kann der Tag ja nur besser werden. Dank der Laxansen :-)

 

Meine Motivation lässt heute schwer zu wünschen übrig. Brauche, glaube ich, mal `nen ordentlichen Arschtritt. 

 

 

10.47h

Leukos wieder angestiegen, aber ebenso die Leberwerte. Thrombos weiterhin fallend. Bis zum 4. Zyklus werden sie hoffentlich wieder ansteigen.  Immer dieses Hoffen, dass die Laborwerte sich wieder normalisieren. Täglich grüßt das Murmeltier. Hab ja sonst nichts zu tun. 

 

Jetzt hab ich endlich diese Stange an der Küchenwand fest und was macht sie als die Tassen dran hängen: Sie biegt sich durch. Das nennt man dann Metall mit Kunststoff umwickelt. Denke eher umgekehrt. Gedankenblitz: eine große Gewindestange zum reinschieben. Keine da. Ebensowenig eine Halterung zur Hand um sie in der Mitte noch zu befestigen. Fazit: Es hängen zu viele Tassen daran. Aber endlich Platz im Küchenschrank. Ist doch auch was. 



 

 

Montag, 15.01.2012 um 13.56h

 

Fühl mich heute so furchtbar allein. Darf gar nicht über alles nachdenken. Würde am liebsten weglaufen. Irgendwo hin wo mich keiner kennt.

Jan wollte heute morgen mit Sarah vorbeikommen. Aber wie ich ihn kenne, hat er es mal wieder vergessen. 


Hab die Kleinen auch seit Weihnachten nicht mehr gesehen. Vermisse sie.  Für alles andere ist Zeit. Nur ich habe keine Zeit. Meine Zeit läuft mir unter den Händen davon. 

 

Heute morgen war wieder Laborkontrolle. Hoffentlich sind die Leukos und Thrombos angestiegen, waren am Freitag nur bei 1.500 und 127. Vielleicht bin ich deshalb so müde und habe überall Schmerzen. Nur die Übelkeit hat Gott sei Dank nachgelassen. 

 

Am Wochenende wollen wir zu Helga und Roland nach Oberrot. Freue mich darauf endlich mal wieder raus zu kommen und vor allem auf Helga und Roland.

 



Sonntag, 15.01.2012 um 3.09h

 

Kann einfach nicht schlafen. Bin seit kurz nach 1h wach und habe ein Karussell im Kopf. 

Gestern morgen war Philipp zum Frühstück da und wir haben über Gott und die Welt geredet. Jasmin und Philipp wollen im Juli heiraten und ich wünsche mir, dass ich bis dahin noch fit genug bin um dabei zu sein. Ich freue mich für beide. Sie sind beide zusammen ein schönes Paar. Ergänzen sich.


Wenn ich ihren Plänen zuhöre fühle ich mich in meine eigene Jugend zurückversetzt. Den Kopf voller Flausen und Träumen. Einige haben sich erfüllt. Wiederum Andere nicht. Mit 18 Jahren geheiratet. Mit 19 Jahren das erste Kind und Haus. Die ersten Abstriche gemacht. Das Haus stand eigentlich immer im Vordergrund. Ne alte Bude, die jedes Jahr nach irgendeiner Reparatur schrie. Mit 22 Jahren das zweite und mit 25 Jahren das dritte Kind. Kinder, Haus und du bist irgendwie auf der Strecke geblieben.


Als die Kinder dann aus dem Haus waren, musste ich erst wieder meinen Platz finden. Umschulung und wieder ins Berufsleben. Dann irgendwann die Frage: Das soll alles gewesen sein?? Nein, so nicht. Die Zahl 20 setzte sich in meinem Kopf fest. Noch 20 Jahre so leben. Aneinander vorbeileben? Kein Miteinander? Nein. 20 immer wieder die Zahl 20. Ich begann mich vor allem zu ekeln. Nahm innerhalb kürzester Zeit über 10kg ab. Ich geh kaputt. Ich muss endlich hier raus. Nach 29 Jahren Ehe das Ende. Bei Null angefangen. Und heute ? Meinen Platz gefunden. Das Gefühl den Teil meines Körpers gefunden zu haben, der mir mein Leben lang gefehlt hat.

 

Franz, ich liebe dich. Ich verspreche dir, dass ich kämpfen werde. Versuchen werde soviel Zeit wie möglich für uns rauszuschinden. Ich werde "SAM" nicht annehmen. Ich will für uns leben. Für unsere Träume, die wir beide haben und hatten. Franz halte mich und liebe mich. 

 

 

13.33h

 

Hab Schmerzen. Beginne wieder zu schwitzen. 2 Targin Tbl. eingenommen. Hoffe, dass es schnell hilft. 

 


Samstag, 14.01.2012 um 20.01 h

 

Heute hab ich einen relativ guten Tag hinter mich gebracht. Die Übelkeit lässt langsam nach und das Aufstossen hört endlich wieder auf. Schmerzen werden weniger. Alles in allem geht es wieder aufwärts.

Zur Krönung dann mal die Mikrowelle abgefackelt. Wie kann man auch nur so blöd sein und Schinken, der in Alufolie verpackt ist, zum Auftauen in die Mikro legen. Kann euch nur sagen: Es stinkt erbärmlich, wenn die Plastikhaube anfängt zu schmoren :-)

 

Franz und ich haben heute einen wunderschönen Nachmittag in Saarbrücken verbracht. Einfach losbummeln ohne feste Ziele. Hier ein bisschen Schnick-Schnack und da ein bisschen Schnick-Schnack kaufen. Weiber halt. die finden doch immer was sie gebrauchen können. Es müssen nicht immer Schuhe sein ;-)

 


Freitag, 13.01.2012 um 18.06h

 

Seit heute mittag bin ich wieder zu Hause. Es geht mir etwas besser als Anfang der Woche, die Schmerzen sind zum Aushalten. Nur die Übelkeit lässt dieses Mal einfach nicht nach. 

Das Gefühl, dass du eine "Matschbirne" hast ist auch nicht berauschend. Ich kann meine Gedanken nicht in Worte fassen. Es ist ein Gefühl, als wärst du in einem Vakuum gefangen und würdest schweben. Zeitweise kommen dann noch Sehstörungen hinzu. 

Die Untersuchungen haben gezeigt, dass der Tumor im Oberlappen sowie die Metastase am Aortenbogen etwas kleiner geworden sind. Neue Metastasen sind auch keine dazu gekommen.Knöchern keine Tumore. Das ist doch schon mal was. 

 

Was mir einfach nicht aus dem Kopf geht, ist die Aussage die der Notarzt am Dienstag im Rettungswagen gemacht hat: Wenn ich mir diesen Befund so ansehe, sehe ich keinen Grund, dass hier noch ein Kardiologe rangehen sollte. Auf gut deutsch: DU brauchst dir auch keine LP mehr zu kaufen. Scheisse, ich weiss das ich einen verkackten Befund habe, aber man sollte doch ein bisschen Menschlichkeit bewahren oder seine Gedanken erst aussprechen, wenn man sicher ist, dass der Patient auch ausreichend sediert ist. 


 

 

 

 

Donnerstag, 12.01.2012 um 9.47h Uniklinikum Homburg

 

Die neue Schmerzmedikation scheint zu greifen. Targin wurde erhöht auf 20/10 mg zwei mal täglich und Sevredol 20 mg bis zu 6 x täglich. Der Schmerz ist ganz dumpf im Hintergrund.

Gestern wurde die kpl. Wirbelsäule geröntgt und heute morgen um 7 Uhr eine CT durchgeführt. Jetzt heisst es mal wieder auf die Ergebnisse warten.

Wenn nur diese Übelkeit und das elende Aufstossen nicht wäre.

Ich sah heute morgen nach dem Duschen aus, als hätte ich mit einem Affen gepokert und dessen Fell gewonnen. Überall Haare. Ekelhaft. 

Hab mittlerweile die schöne Gesichtsfarbe von Chemoleichen--fahl-gelb. Passt auch nicht zu allen Kleidungsstücken. Mit Rot verträgt es sich schon mal gar nicht. :-(   

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 11.01.2012 um 15.36h Uniklinikum Homburg

 

Liege seit gestern wieder im KH. Unerträgliche Schmerzen im Rücken, Kiefer und Hals. 

Mal sehen wie es jetzt weiter geht.

 

 

 

 

Dienstag, 10.01.2012 um 10.42h

 

Fast 20h geschlafen. Habe keine Kraft. Kann nicht klar denken. Fühl mich wie erschlagen. Es tut alles weh .Schmerzen im und am ganzen Körper. Kann meine Gedanken einfach nicht in Worte fassen. 

"SAM" du kriegst mich nicht klein, ich werde dich töten.

 

 

 

 

 

Montag, 9.01.2012 um 8.56h

 

Die Chemo schlägt dieses Mal mit allen Nebenwirkungen die sie zu bieten hat zu.

Übelkeit bis zum Erbrechen, Müdigkeit, keine Kraft, kein Elan, Ekel, Schwitzen und gleichzeitig Frieren, Jucken und Kribbeln.

War heute morgen schon zur Laborkontrolle und werde mich jetzt hinlegen. Pack mich einfach nicht auf den Beinen. 

 

18.13h

Habe heute fast den ganzen Tag verschlafen. Bin ungenießbar. Mich nervt alles. Habe Schmerzen in den Knochen, Schmerztabletten helfen nicht. Und dann wieder dieses stundenlange Aufstossen. Einfach widerlich. Hunger und kann nicht essen weil mich alles ekelt. 

 

 


 

 

 

 

Sonntag, 8.01.2012 um 8.08h

 

Die Chemo schlägt dieses Mal voll zu. Seit gestern nachmittag Übel- und Müdigkeit. Ekel mich vor Kaffee und Wurst. Seh heute morgen aus wie `ne Presswurst. Ödeme im Gesicht und Händen und Beinen. Es kribbelt im und am ganzen Körper als würden Ameisen durch und über dich laufen. 

Augen zu und durch. Auch dieser Tag wird vorüber gehen. 

"SAM" deine nächste Breitseite ist bereits auf den Weg zu dir. 

Wenn nur dieser Husten mal aufhören würde. Er macht mich wahnsinnig. Immer nur Husten. Ganz schlimm ist es bei Temperaturunterschieden, wenn ich nach draussen komme habe ich das Gefühl ich muss ersticken. Das dauert dann ungefähr 10 Minuten bis es wieder besser wird.

 


MUT.....

ist die kleine Stimme
die am Ende des Tages sagt:
"Ich versuch's morgen wieder".

 

 *

 

 

Samstag, 7.01.2012 um 8.42h  Uniklinikum Homburg

 

Ich habe erst heute realisiert und begriffen was es heißt "SAM" ist kleiner geworden. 

Für mich bedeutet das, dass ich jetzt erst recht kämpfen werde. Ich habe ein Ziel für das es sich lohnt:

Meine Famile und meine Freunde, die mich in all den Wochen unterstützt haben und mich immer wieder aufgemuntert haben, wenn ich ganz unten war. 

 

Konny ist `ne Kampfsau, das wusste "SAM" nicht als er sich entschlossen hatte bei mir einzuziehen.

 

"SAM" :

Ich habe Eigenbedarf angemeldet und dir deshalb deine Wohnung in meiner Lunge und diversen anderen Räumlichkeiten, in denen du dich bereits eingenistet hast gekündigt, also fang an zu packen, du Drecksvieh. 

 

Am 27. Januar wissen wir wohin die Reise geht, wieviel kleiner "SAM" geworden ist,  ob sich neue Metastasen gebildetet haben oder die "ALTEN" kleiner geworden sind. 

 

 


 

 

 

 

 

Freitag, 6.01.2012 um 4.30h

 

 

In 2 Stunden geht es wieder in die Mottenburg, hab ich heute Bauchweh davor. Ein ungutes Gefühl. Angst. Hoffentlich ist der Port gängig. Schon bei der letzten Chemo gab es Probleme beim Anstechen. Irgendwie liegt das Ding schief im Arm, als hätte er sich gedreht.

 

16.33h Uniklinikum Homburg

 

Die Röntgenkontrolle heute morgen hat gezeigt, dass "SAM" kleiner geworden ist. Die Chemo greift! Ich kann es noch gar nicht glauben und realisieren.

Der Port wurde in der Angiografie unter Kontrastmittelgabe kontrolliert. War erst nach dem 2ten Anstechen gängig, aber liegt richtig. 

 

"SAM" und wenn ich mir die Seele aus dem Leib kotze: ICH werde dich töten. 

Seit ungefähr einer Stunde läuft die 3te Chemo ein und morgen geht es wieder nach Hause.

Am 27. Januar wird eine Kontroll-CT gemacht, dann sehen wir um wieviel kleiner "SAM" geworden ist. 

 

 

 

 

Donnerstag, 5.01.2012 um 5.39h

 


 

Heute möchte ich all jenen danken, die in den letzten Wochen und Monaten immer ein offenes Ohr für mich hatten. Die sich meine Sorgen und Nöten und auch manches Mal mein Gejammer angehört haben. 

 

Danke, an das ganze Praxisteam meines Hausarztes. Ihr nehmt euch immer ein paar Minuten Zeit für mich, auch dann wenn bei euch die "Bude" voll ist.

 

Danke Georg und Kerstin. Ihr beide wisst warum.

 

 


 

Danke, an alle meine Kollegen der Cura Med Südwarndtklinik. Ich freue mich immer wieder auf eure Besuche und Telefonate.

 

Danke Petra und Dietmar für eure Tipp`s und Ratschläge.

 

Danke Margit und Dieter, Uschi und Karl-Dieter, Helga und Roland. 

 

Danke Petra. Du bist mir in den letzten Monaten eine Freundin geworden.

 

Danke Jan und Jessica. Ihr beide habt es mit am schwersten und doch seid ihr immer für mich da, wenn ich euch brauche. 

 

Danke Anja, Sabine und Brigitte. Ihr muntert mich euren E-Mails und Grüssen immer wieder auf. Ich kenne keine von euch persönlich und doch seid ihr mir ans Herz gewachsen. 

 

Und vor allem möchte ich Franz danken, der all meine Launen und zickigen Tage mit mir aushält.

Mich immer wieder tröstet und mir auch ab und an mal in den A.... tritt, wenn ich ganz unten bin und mich hängen lasse. Der mir immer wieder Kraft gibt und mich auffängt.

Ich liebe dich, mein Schatz. 

 

 

17.55h

Hab mich heute den ganzen Tag davor gedrückt meine Tasche für`s KH zu packen. Dieses Mal habe ich richtige Angst. Kann nicht sagen warum. Einfach kein gutes Gefühl. 

Nehme morgen nur Sachen für eine Übernachtung mit. Die große Tasche bleibt zu Hause. 


"SAM" du kriegst mich nicht so schnell klein. Auch wenn du mir jeden Tag mehr Grüße schickst und mir zeigst das du da bist. Vergiss nicht:  ICH bin eine "Kampfsau" und werde dich mit allem was mir zur Verfügung steht bekämpfen. 

 

 


 

 

 

 

Mittwoch, 4.01.2012 um 4.o7h

 

Durch Kopfschmerzen wach geworden. Es sticht und drückt. Immer wieder diese stechenden Schmerzen. Erst einmal eine Ibu 600 eingeworfen. Hoffe, dass es besser wird.

Und dann immer wieder diese Gedanken: Ist im Kopf mittlerweile auch was. Das letzte MRT war zwar in Ordnung, es ist aber auch schon wieder 2 Monate her. 2 Monate, mein Gott wie die Zeit verfliegt.

 

Jetzt bin ich schon 12 Wochen zu Hause. Würde so gerne arbeiten gehen. Bin einfach nicht der Typ Mensch, der sich auf die faule Haut legen kann. Ich brauch ein Ziel vor Augen. Ein Ziel auf das ich hin arbeiten kann. Ja, ich weiß. So mancher würde jetzt gerne sagen: Du hast ein Ziel. Du mußt SAM bekämpfen. Aber SAM kann ich nicht sehen oder greifen. Ich muss ein Ergebnis sehen und greifen können. Sagen können: Das hab ich durch meine Arbeit erreicht. Das hab ich gemacht. Ohne solche Ziele vor Augen geh ich kaputt. Ich muss mir irgendein Hobby suchen. Ein Hobby das mich ausfüllt. 

 

Heute mal wieder die Tasche für`s KH packen. Am Freitag soll der 3te Zyklus laufen, wenn die Laborwerte in Ordnung sind. Wo die Reise hingeht, erfahre ich heute morgen. Hoffe, dass die Thrombos wieder angestiegen sind. Habe ein ungutes Gefühl dieses Mal. Glaube nicht, dass ich am Samstag wieder nach Hause kann. Huste in den letzten Tagen wieder ganz extrem. Habe bei solchen Hustenanfällen mein eigenes Sylvesterfeuerwerk vor den Augen. Auch die Schmerzen im Rücken werden immer stärker. 

 

Gestern abend lange mit Helga telefoniert. Wir haben ausgemacht, dass wir zwischen den nächsten beiden Chemos, wenn die Nebenwirkungen wieder abgeklungen sind, ganz kurzfristig für 2 Tage zu ihnen nach Oberrot fahren werden. Freue mich schon darauf beide wieder zu sehen. Beide wieder persönlich zu sehen. Nicht immer nur am Telefon ihre Stimmen zu hören. 

 

Heute kommt Jan zum Essen. Mama und Sohn wollen heute nachmittag einen Einkaufsbummel machen. Nur gut, dass er noch nicht weiss auf was er sich da eingelassen hat. 

 

9.17h  

Juhu, Thrombos auf 237.000 angestiegen, Leukos bei 3.000. Das heisst die Chemo kann am Freitag laufen.

 

 


 

 

 

Montag, 2.01.2012

 

Ich habe es doch tatsächlich alleine geschafft meine ganz persönliche Homepage zu erstellen. 

Ich, die mit dem Laptop immer auf Kriegsfuß steht. Wenn er das machen würde was ich will wäre alles viel einfacher. Aber nein, er muß immer seinen Kopf durchsetzen. Ich bin richtig stolz auf mich. Sputzorden erteilt. Lach.

 

Habe heute morgen meinen Arzttermin mit Pauken und Trompeten verschlafen. Muss ich jetzt morgen nachholen. In den letzten Tagen überfällt mich so eine Art Sekundenschlaf. Schlafe dann ein paar Minuten und dann geht es wieder. So lange ich irgendetwas mache, sei es mit dem Kopf oder den Händen, ist es alles gut. Aber sobald ich mich ruhig hinsetze bin ich weg. 

 

Huste auch wieder sehr viel und bin mich ewig am räuspern. Am Freitag werden wir mehr wissen.

Chemo ist wieder angesagt